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Veröffentlicht am 27. Februar 2025
Pressemitteilung

Lehrer bildet sich beim OOWV fort – „superspannend“

Im Nordwesten/Bad Zwischenahn/Spiekeroog. Bis tief in die Erde, manchmal mehr als hundert Meter hinab, reichen die Brunnen, die so wichtig sind für die Wasserversorgung in der Region. Aus ihnen wird das Grundwasser gefördert, das in den Wasserwerken des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) naturnah zu Trinkwasser aufbereitet wird.

„Im Gegensatz zu Brunnen im Festgestein, also Fels, besteht in Norddeutschland die Kunst darin, in lockerem Sand einen dauerhaft standfesten Zugang zum Grundwasser herzustellen“, weiß Jürgen Sander. Er ist Brunnenbauer beim OOWV. „Klassische Brunnenbauer gibt es nicht viele“, berichtet er. Oft seien es Bauingenieure oder Geologen, die mit einer Zusatzqualifikation in dem Bereich tätig seien, berichtet Jürgen Sander.

Brunnenbau: Ausbildung deutschlandweit nur an Berufsbildenden Schulen Ammerland

Junge Menschen, die den Beruf des Brunnenbauers erlernen möchten, haben im Nordwesten Glück. Die einzige Berufsschule hierfür gibt es deutschlandweit in Rostrup in der Gemeinde Bad Zwischenahn. Sie ist dadurch Anlaufstelle für interessierte Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Bundesgebiet.

An den Berufsbildenden Schulen Ammerland war Daniel Brunn lange Zeit einer der wenigen Lehrkräfte, wenn es um die Ausbildung zum Brunnenbauer ging. Nun ist ein weiterer Kollege hinzugekommen: Tim Decker aus Großenkneten hat in den vergangenen Monaten umfangreiche Praxiserfahrung auf diesem Gebiet des Brunnenbaus gesammelt.

Er und Jürgen Sander stehen in regelmäßigem Austausch. Schon dreimal hatte der 38-Jährige die Gelegenheit, den OOWV-Fachmann zu begleiten, unter anderem beim aktuellen Brunnenbau auf der Nordseeinsel Spiekeroog. „Superspannend“ nennt der Pädagoge seinen eigenen Lernprozess auf diesem Themenfeld. Ihn fasziniere es, sich mit den Details in den Tiefen des Bodens zu beschäftigen. Und hierfür sei „Jürgen ein Sechser im Lotto“, schwärmt Tim Decker: „Er nimmt sich Zeit, zeigt und erklärt alles. Ich sauge alles auf.“

Worte, die man ihm sofort abnimmt, wenn man auf seinen Werdegang blickt. Denn Tim Decker hat in seinem Berufsleben noch keinen Stillstand gekannt. Er ist ursprünglich Bauingenieur und hat sich dann entschlossen, nicht Brücken, Straßen oder Gebäude zu planen, sondern sein Wissen an junge Menschen weiterzugeben. Seit 2018 ist er Lehrer an den Berufsbildenden Schulen Ammerland – und jetzt wichtiger Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler, die sich für den Spezialtiefbau und Brunnenbau interessieren.

In Rostrup befinden sich derzeit – verteilt auf drei Lehrjahre und fünf Klassen – gut 120 Brunnenbauer in der Ausbildung. „Die Zahlen sind im Vergleich zu anderen Handwerksberufen recht konstant“, freut sich Tim Decker. Die meisten Schülerinnen und Schüler arbeiten während und nach der Ausbildung in Brunnenbau-Unternehmen und sind im Bereich des Brunnenbaus, Geothermie und/oder der Baugrunderkundung tätig.

Aus 257 Brunnen fördert der OOWV das Grundwasser, welches in elf Festlandwasserwerken sowie zwei Insel-Wasserwerken naturnah zu Trinkwasser aufbereitet wird. Immer wieder werden Brunnen saniert oder ganz neu gebaut. Dann nehmen Jürgen Sander oder Christian Lippstreu – der zweite Brunnenbauer beim OOWV – die Planung auf, wie der Brunnen unter den natürlichen geologischen Verhältnissen gebaut werden muss, damit dieser die geforderte Menge sandfreies Wasser liefert. Mit Einrichtung der Baustelle beginnt die intensive Betreuung der beauftragten Firmen in der Bauphase. Erst mit der Abnahme des fertigen Bauwerks endet das Projekt.

Häufig – wie zuletzt bei der Erneuerung eines Brunnens auf Spiekeroog – liegt ein besonderes Augenmerk auch auf die naturschutzfachliche Baubegleitung der Arbeiten. Auf der Insel wurde im Herbst die Vegetationsschicht im Umfeld des Förderbrunnens sorgfältig abgetragen. Die Pflanzen, darunter besonders schützenswerte Flechten und die Krähenbeere, überwinterten unter einem lichtdurchlässigen Vlies auf dem Gelände des Wasserwerks. Zum Abschluss wird die natürliche Dünenstruktur wiederhergestellt. 

Tim Decker hat sich die Arbeiten vor Ort angeschaut. „Die Dokumentation einer Brunnenbaustelle unter hohen Umweltauflagen war eine besondere Erfahrung in meinem Lernprozess“, sagt er. Sein Unterrichtsskript konnte er entsprechend ergänzen. Er will sein gerade erst erlangtes Wissen unbedingt seinen Schülerinnen und Schüler vermitteln. Auch in diesem Punkt ist Tim Decker, der frühere Bauingenieur, mittlerweile ganz Lehrer.

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