Kooperation zeigt gemeinsame Herausforderungen für Wasserversorgung in Ost-Friesland auf
Wasserversorger der ostfriesischen Halbinsel bündeln Daten
Ost-Friesland. Eine solide Datengrundlage ist gelegt, ein gutes Netzwerk für die weitere Zusammenarbeit geknüpft: Diese erfreuliche Bilanz ihrer Kooperation haben sieben Wasserversorger der ostfriesischen Halbinsel bei einem Treffen im Wasserwerk Hasselt in Hesel gezogen. Die GEW Wilhelmshaven, die Stadtwerke Emden und Norden, der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) und die Wasserversorgungsverbände Rheiderland, Moormerland-Uplengen-Hesel-Jümme sowie Overledingen haben alle Daten zum Projektbericht beigesteuert. Dieser bietet einen Überblick über den Zustand der Wasserversorgung in der Region Ost-Friesland – mit ihren insgesamt 625.000 versorgten Menschen – und erlaubt eine Bewertung, auch im Hinblick auf Klimawandel und Energiewende. Knapp zusammengefasst lautet die Aussage: Die Wasserversorgung ist gut und sicher, aber vor allem zwei große Herausforderungen erfordern gemeinsames Handeln. Konkret sind dies zunehmende Bedarfsspitzen an Hitzetagen und der Wasserbedarf für die Wasserstoff- und Folgeindustrien.
Alle beteiligten Wasserversorger greifen für die öffentliche Wasserversorgung auf Grundwasser zurück, dessen Qualität fast überall so gut ist, dass es relativ einfach zu Trinkwasser aufbereitet werden kann. Große Unterschiede gibt es hingegen bei den verfügbaren Wassermengen und Wasserrechten: Der erst vor wenigen Monaten vom Niedersächsischen Umweltministerium erneuerte Mengen-Bewirtschaftungserlass berechnet, unter anderem anhand der Grundwasserneubildung, welche Menge Grundwasser jeweils über die bereits zugelassenen Entnahmen hinaus gefördert werden könnte, ohne dem Zustand des Grundwasserkörpers zu schaden. Diese sogenannten „nutzbaren Dargebotsreserven“ fallen für die sechs in der Region Ost-Friesland genutzten Grundwasserkörper verschieden aus. Auch zu welchem Grad die Wasserversorger ihre bestehenden Wasserrechte, also die ihnen zugestandene Entnahmemenge, aktuell ausschöpfen, geht auseinander. Derweil steigen die Wasserbedarfe: Das Wasserversorgungskonzept Niedersachsen nimmt an, dass Privathaushalte und Industrie bis 2030 rund 10 Prozent und bis 2050 etwa 15 Prozent mehr Wasser brauchen. Daher macht es Sinn, dass die Versorger zumindest in Regionen, wo Reserven vorhanden sind, zusätzliche Wasserrechte beantragen.
Das ist zugleich einer der Ansatzpunkte für die ostfriesischen Wasserversorger, um mit der Herausforderung durch die zunehmenden Spitzenbedarfssituationen an Hitzetagen umzugehen. Durch langanhaltende Trockenphasen und mehr Hitzetage kam es in den vergangenen Sommern bei allen Wasserversorgern der ostfriesischen Halbinsel vermehrt zu Bedarfsspitzen mit enorm hohen Wasserabgaben, die einige Wasserwerke an ihre Grenzen bringen. Der Spitzentagesbedarf lag dabei mehr als eineinhalbmal so hoch wie der durchschnittliche Tagesbedarf. Eine kurzfristige Unterstützung aus benachbarten Netzen ist zwar möglich, aber dadurch begrenzt, dass alle zeitgleich betroffen sind. Förder- und Aufbereitungskapazitäten, Verbindungen zwischen den Wasserversorgern und bestehende Wasserrechte müssen daher zumindest erhalten, teilweise aber auch ausgebaut werden.
Zudem ist zu erwarten, dass der Nutzungsdruck auf die Ressource Grundwasser durch die Wasserstoffindustrie und die Ansiedlung energieintensiver Betriebe im Nordwesten weiter steigt. Hier ist mit einem zusätzlichen Bedarf an Reinstwasser von bis zu 10 Millionen Kubikmetern pro Jahr und einem Kühlwasserbedarf von bis zu 40 Millionen Kubikmetern pro Jahr (bei 10 Gigawatt Elektrolyse-Kapazität) zu rechnen. Um die öffentliche Trinkwasserversorgung in Zukunft zu sichern und vorrangig zu schützen, muss zumindest für Kühlwasser mittel- bis langfristig auf andere Wasserquellen wie Meerwasserentsalzung, die Nutzung von Klarwasser aus Kläranlagen und Oberflächenwasser gesetzt werden.