OOWV bohrt für Grundwassererkundung im Landkreis Cloppenburg
Molbergen/Landkreis Cloppenburg. Fein säuberlich aufgereiht liegen sie da, ein Bohrgut-Häufchen pro Meter Bohrtiefe, von brauner Erde über klumpigen Lehm bis hin zu einem grauen Sand-Wasser-Gemisch: Die Bodenproben sind die ersten Ergebnisse der angekündigten Aufschlussbohrungen und Pumpversuche des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) im Süden des Landkreises Cloppenburg. Hier in Molbergen-Krattholz, am ersten von fünf Bohrpunkten, hat der über eine Million Menschen mit Trinkwasser versorgende Verband begonnen, geologische und hydrologische Daten für die Grundwassererkundung zu sammeln. Ziel ist es, möglichst umweltverträglich nutzbare Grundwasservorkommen zu finden, um die öffentliche Wasserversorgung dauerhaft zu sichern.
Knapp 100 Millionen Kubikmeter Grundwasser pro Jahr darf der OOWV in seinen 15 Wasserwerken entnehmen. Doch der Wasserbedarf im Verbandsgebiet wächst, rund 15 Millionen Kubikmeter kamen in den vergangenen 20 Jahren dazu. „Aktuell gehen wir davon aus, dass der Wasserbedarf innerhalb der kommenden zwei Jahrzehnte nochmals um bis zu 15 Millionen Kubikmeter steigen wird“, erklärt OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht. Dabei spielen Folgen des Klimawandels eine Rolle, aber auch das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, das insbesondere den Landkreis Cloppenburg auszeichnet. Da die bestehenden Wasserrechte schon jetzt zu fast 90 Prozent ausgeschöpft sind, besteht dringender Handlungsbedarf. Daher hat der OOWV in seinem Verbandsgebiet fünf Zielgebiete ermittelt, die für eine zusätzliche, nachhaltige Wasserförderung geeignet erscheinen. In Hude im Landkreis Oldenburg gab es bereits 2023 Erkundungsbohrungen, nun folgt der südliche Landkreis Cloppenburg. Darüber hinaus sind Areale im westlichen Ostfriesland, im Landkreis Wittmund und im südlichen Ammerland im Blick.
Was genau passiert nun an den Bohrstandorten? Aus bis zu 150 Metern Tiefe fördert das Bohrgerät etappenweise Bohrgut an die Oberfläche, das in einzelnen Probenhaufen gesammelt wird. An ihnen können die Geologen ablesen, wie der Untergrund in der entsprechenden Tiefe beschaffen ist und wo Schichtgrenzen verlaufen. Dabei kommt es besonders auf die Korngrößenverteilung an, erklärt Jürgen Sander, Fachplaner für Brunnenbau beim OOWV: „Je größer die hydraulische Durchlässigkeit, desto einfacher ist es, an dieser Stelle Grundwasser zu entnehmen.“ Neben dem Boden wird die Wasserqualität – oder fachlich genauer: die Hydrochemie – untersucht. Am Bohrpunkt in Molbergen-Krattholz werden dafür Grundwassermessstellen und ein Versuchsbrunnen eingerichtet. „Ein wichtiger Punkt sind zudem die grundwasserschützenden Eigenschaften des Untergrundes“, ergänzt Projektleiterin Alina Harms. Es geht also nicht nur darum, wo gutes Grundwasser mit möglichst wenig Aufwand zu yrmöglichst gering ausfallen.
Im südlichen Landkreis Cloppenburg geht es nach dem Auftakt in Molbergen-Krattholz mit Bohrungen und Pumpversuchen in Essen-Calhorn, in Böen-Bunnen auf Löninger Gebiet sowie in Lindern-Garen und in Lastrup-Kneheim weiter. Erst wenn alle Daten erfasst und in das bestehende Grundwasserströmungsmodell eingearbeitet sind, werden die Auswirkungen einer Grundwasserentnahme simuliert und die Eignung als Wassergewinnungsgebiet bewertet. Dies geschieht ergebnisoffen, doch die geologischen Voraussetzungen erscheinen gut. Schließlich wurde das Gebiet bereits im Landes- sowie im Regionalen Raumordnungsprogramm Niedersachsen als Vorranggebiet Trinkwassergewinnung ausgewiesen.
Sollten sich die Bedingungen in Hude im Landkreis Oldenburg oder im südlichen Landkreis Cloppenburg als günstig herausstellen – und die Bedarfe steigen weiter wie erwartet – wird dort voraussichtlich der Bau eines Wasserwerks angestrebt. Denn dann lässt sich der zusätzliche Wasserbedarf genau dort decken, wo er besonders groß ist: im südlichen Verbandsgebiet. Ein Wasserrechtsverfahren bei der Unteren Wasserbehörde des zuständigen Landkreises wäre der nächste Schritt.
Gleichzeitig bemüht sich der OOWV darum, Alternativen zur Förderung von Grundwasser voranzutreiben, etwa Wasserrückhalt, Wassersparmaßnahmen und Wasserwiederverwendung. Beim Thema Brauchwasser werden alle Ressourcen in Betracht gezogen, von Prozesswässern und industriellen Abwässern über Klarwasser aus Kläranlagen bis zu Meer- oder Oberflächenwasser – vor allem zur Verwendung für industrielle und gewerbliche Zwecke. Diese Maßnahmen werden jedoch nicht ausreichen, um den künftigen Wasserbedarf zu decken. „Um die Wasserversorgungssicherheit auch zukünftig auf dem hohen Niveau von heute zu halten und gleichzeitig eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung gewährleisten zu können, müssen wir zusätzliche Grundwasservorkommen erkunden“, bekräftigt der für Wasserbewirtschaftung und Wasserrechte zuständige OOWV-Abteilungsleiter Uwe Sütering.