Wasserversorgung auf Spiekeroog: OOWV-Förderbrunnen wird erneuert
Spiekeroog. Die Wasserversorgung der Menschen auf Spiekeroog ist vom Festland unabhängig. Das ermöglicht eine ausreichend große Süßwasserlinse unterhalb der Insel (siehe Informationen am Ende des Textes), aus der sechs Förderbrunnen das kostbare Nass zum nahegelegenen Wasserwerk des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) pumpen. Der Landkreis Wittmund hat 2010 die Genehmigung erteilt, dass jährlich bis zu 180.000 Kubikmeter aus der Süßwasserlinse entnommen werden dürfen.
Einer der Förderbrunnen muss nun erneuert werden. Dieser ist rund 70 Jahre alt. Die Arbeiten haben in diesem Monat begonnen. Das Zeitfenster ist knapp. Bis zum März, wenn die Brut- und Setzzeit in der Vogelwelt beginnt und außerdem wieder mehr Gäste auf der Insel sind, muss die Maßnahme beendet sein. Sie erfolgt in Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung sowie der Naturschutz- und der Wasserbehörde des Landkreises Wittmund. „Wir wollen bis Mitte Februar fertig sein“, nennt Projektleiter Jürgen Sander ein ehrgeiziges Ziel. Er und sein Kollege Christian Lippstreu sind Brunnenfachplaner beim OOWV.
Fachleute begleiten sensible Arbeiten im geschützten Dünenbereich
Der betroffene Brunnen befindet sich in einem geschützten Dünenbereich. Ein besonderes Augenmerk liegt daher auf die naturschutzfachliche Baubegleitung der Arbeiten. Diese Aufgabe haben Fachleute der Stadt.Land.Grün GmbH mit Hauptsitz in Brake übernommen. Manon Thale-Döring und Robert Urban sind in diesem Unternehmen für das Biodiversitätsmanagement zuständig. Auf der Insel wurde die Vegetationsschicht im Umfeld des Förderbrunnens sorgfältig abgetragen. Die Pflanzen, darunter besonders schützenswerte Flechten und die Krähenbeere, überwintern nun unter einem lichtdurchlässigen Vlies auf dem Gelände des Wasserwerks. „Zum Abschluss werden wir hier die natürliche Dünenstruktur wiederherstellen“, erläutert Ökologin Manon Thale-Döring. Bis dahin stellen sie und ihr Kollege eine ständige Betreuung sicher und sind Ansprechpartner für die Arbeiten vor Ort. Die Zuwegung zum Förderbrunnen ist mit speziellen Platten ausgelegt. Sie dienen zur Lastverteilung sowie zum Vegetationsschutz.
Von einem nahegelegenen Spazierweg ist der Fortschritt gut zu sehen: Ein Bohrgerät der Firma Hölscher Wasserbau GmbH mit Sitz in Haren an der Ems ragt etwa sechs Meter in die Höhe. „Bis vierzig Meter erfolgt die Aufschlussbohrung“, berichtet Christian Lippstreu. Aus verschiedenen Tiefen werden Sedimente entnommen, um daraus ein Schichtenprofil zu gewinnen. Auch bei dieser Arbeit ist besondere Vorsicht geboten, um eine möglicherweise stauende Schicht als Grenze zwischen der Süßwasserlinse und dem Salzwasser nicht zu durchzubohren.
Mit den derzeit fünf aktiven Förderbrunnen ist die Wasserversorgung auf der Insel in den kommenden Monaten sichergestellt. Daran haben Eike Karp und Sven Windhorst, die Mitarbeiter des Wasserwerks Spiekeroog, keinen Zweifel. In den Herbst- und Wintermonaten sind relativ wenige Gäste auf der Insel und der allgemeine Wasserverbrauch ist gering.
Informationen Süßwasserlinse
Alle sieben Ostfriesischen Inseln verfügen über eine Süßwasserlinse. Sie bildet sich aus Niederschlägen: Regen versickert im sandigen Boden und bildet im Laufe der Zeit das Grundwasser. Die Sandschichten übernehmen dabei eine natürliche Filterfunktion. Jetzt greift ein Naturgesetz: Süßwasser ist leichter als Salzwasser. Entsprechend schwimmt das Süßwasser wie ein Fettauge auf dem Salzwasser, das die Inseln umgibt. Der OOWV schöpft das Süßwasser durch Brunnen ab und bereitet es im Wasserwerk in wenigen Schritten zu Trinkwasser auf
Es hängt von der Mächtigkeit und Größe der Süßwasserlinse ab, ob alle Inselbewohner und Urlauber aus der Süßwasserlinse mit Trinkwasser versorgt werden können. Auf Spiekeroog und Langeoog reichen die Vorkommen aus. Während der Hauptsaison kann der tägliche Bedarf der Insulaner und ihrer Gäste problemlos gedeckt werden. Auf Baltrum und Wangerooge ist dies nicht der Fall. Dort versorgt der OOWV die Inseln durch eine Leitung vom Festland aus mit Trinkwasser. Jedoch verfügen auch diese beiden Inseln über eigene Brunnen und Wasserwerke, die im Notfall die Eigenversorgung übernehmen können. Die restlichen drei Inseln werden nicht vom OOWV mit Trinkwasser versorgt.
Während der Sommermonate, wenn besonders viel Wasser verbraucht wird, schrumpft die Süßwasserlinse. Im Winter füllt sie sich durch Regen und geringere Verbräuche wieder auf. Dieses Zusammenspiel funktioniert seit Generationen. Die Mitarbeitenden des Wasserwerks messen regelmäßig den Salzgehalt des Grundwassers. So verhindern sie, dass zu viel Süßwasser entnommen wird.
Zu den größten Gefahren für die Trinkwasserversorgung zählt die Verunreinigung der Brunnen durch eine Sturmflut. Deshalb ist der Schutz der Dünen von größter Bedeutung.