Wie Klimawandel den Umgang mit Niederschlagswasser neu definiert
Herausforderungen kann man nicht mit „haben wir schon immer so gemacht“ begegnen. Was es braucht? Das Niederschlagsmanagement von Morgen.
Niederschlagsmanagement im Wandel der Zeit
Abwasser ist mehr als Schmutzwasser. Auch das, was vom Himmel fällt und anschließend von befestigten Flächen abläuft, gehört dazu: Niederschlag. Heute beschäftigen wir uns mehr und anders mit Niederschlagswasser als noch vor 20 Jahren. Das liegt auch an den spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Niederschlag stellt unsere Infrastruktur zunehmend vor Herausforderungen, birgt aber auch ein enormes Potenzial.
Zwei, die sich intensiv damit beschäftigen, sind Julia Oberdörffer und Kay Schönfeld. Als Geografin beim OOWV behält sie den Überblick über Strategien, Forschung und Pilotprojekte zur Klimafolgenanpassung. Er findet als Regionalleiter im Landkreis Vechta Orte, um Neues in der Praxis auszuprobieren.
Klimawandel verändert den Umgang mit Niederschlag
Der Klimawandel beeinflusst die Art und Weise, wie und wann Niederschlag fällt. Obwohl die mittlere Jahressumme in etwa gleich bleiben wird, verändert sich die Verteilung deutlich. Während in den Sommermonaten längere Hitzephasen und geringere Niederschläge zu erwarten sind, wird es in den Wintermonaten ausdauernder regnen, erklärt Julia Oberdörffer. Dazu überlasten im Sommer Starkregenereignisse – lokal begrenzte, kurzfristig auftretende Niederschläge – die wasserwirtschaftlichen Infrastrukturen. Die Auswirkungen des Dauerregens im Nordwesten an Weihnachten 2023 haben viele Menschen noch vor Augen, ebenso wie die 2021 durch Starkregen verursachte Katastrophe im Ahrtal.
Warum Ableiten nicht nachhaltig ist
Niederschlagswasser wird in den meisten Kommunen getrennt vom Schmutzwasser gesammelt und in das nächstgelegene Gewässer eingeleitet. In einigen Kommunen werden Niederschlagswasser und Schmutzwasser über ein gemeinsames Kanalsystem in die Kläranlage geleitet. Doch beide Ansätze haben ihre Schwächen. Wie Kay Schönfeld betont: „Das Wasser, das abgeleitet wird, ist tatsächlich verloren. Es fließt in die Nordsee und vermischt sich mit Salzwasser, wodurch es für die Wasserversorgung kaum mehr nutzbar ist.“ Besonders seit den Dürrejahren ab 2018 gibt es ein Umdenken. Julia Oberdörffer und Kay Schönfeld sind sich einig: Das braucht es auch. Mit innovativen Ideen wollen sie neue Lösungen schaffen. „Wir müssen Niederschlagswasser als wichtige Ressource begreifen. Es muss anders als bisher am Abfluss gehindert werden, um es vor Ort zu nutzen, zu versickern oder zu verdunsten“, sagt die Geografin.
Unsere Tipps
Jeder kann zuhause damit beginnen, Niederschlagswasser am Abfluss zu hindern. Zum Speichern eignen sich Regentonnen und Zisternen. Entsiegelung durch Rasengittersteine statt Betonplatten schafft auf geeignetem Boden Fläche zum Versickern. Wer größeren Raum schaffen will, kann Rigolen aus unterschiedlichen Materialien im Erdreich verbauen. Das dort eingeleitete Wasser versickert nach und nach.
App-gesteuerter Wasserspeicher für intelligentes Regenwassermanagement
Durch innovative Ideen lässt sich Niederschlagswasser noch cleverer managen. Ein smartes System steht im Garten von Kay Schönfeld: der sogenannte b:rainTank. Wie Sie einen b:rainTank auch in Ihren Garten bekommen, erfahren Sie hier.